“Nomenklatur” und rechtliche Grundlage!
In Österreich ist Hundetraining ein freies Gewerbe. Demnach kann sich jeder als Hundetrainer, Hundepsychologe, Hundecoach, Hundeflüsterer oder Hundeguru bezeichnen, auch ohne entsprechende Ausbildung. Es ist in Österreich nicht einmal zwingend erforderlich, jemals einen Hund besessen zu haben, um als Hundetrainer tätig zu werden. Das sich in der Branche der Tier- und Hundetrainer, einige schwarze Schafe ohne Ausbildung tummeln, ist somit nicht weiter verwunderlich.
Für den Laien ist es ungemein schwieriger bei diesem Bezeichnungs-Wirr-Warr an einen guten Hundetrainer oder an eine gute Hundeschule zu geraten. Einzige Ausnahmen: Die Bezeichnungen „tierschutzqualifizierter Hundetrainer“ und „akademisch geprüfter Kynologe“ (analog dazu natürlich auch die weibliche Bezeichnung*) sind geschützt und dürfen nur nach einer entsprechenden Ausbildung mit dazugehöriger Prüfung benutzt werden und können bei der Suche nach einer guten Hundeschule oder einem guten Hundetrainer bereits hilfreich sein.
*Auf Grund einer leichteren Verständlichkeit, wird vorrangig die männliche Form verwende. Dies schließt die weibliche Form jedoch in keiner Weise aus!
Aus und Fortbildung
Auf Grund der sehr schwammigen Rechtslage in der Trainerbranche, ist es wichtig, herauszufinden, welche Aus- und Fortbildungen der Hundetrainer nachzuweisen hat. Sind auf der Website entsprechende Nachweise zu finden? Oder ist der einzige Nachweis, dass der Trainer bereits „seit X Jahre Hunde hält“ und demnach die Kompetenz besitzt Hunde (und deren Menschen) trainieren zu können? Themenwechsel: Würdest du zu einem Zahnarzt gehen, dessen einzige Kompetenz es ist, bereits seit „X Jahren selbst Zähne zu besitzen“? Ich möchte ja über niemanden urteilen, aber ich persönlich würde vermutlich das Weite suchen und meine Zähne einem Fachmann mit entsprechendem Studium und Ausbildung anvertrauen.
Sind Aus- und Fortbildungsnachweise vorhanden, gilt zu überprüfen, um welche Aus- und Fortbildung es sich handelt. Nicht alles was glänzt ist Gold. Welche Inhalte wurde vermittelt, ist die Ausbildung staatlich anerkannt, wird auf einen positiven und gewaltfreien Umgang wertgelegt?
Trainingsphilosophie
Ich glaube jeder Hundehalter ist sich einig, dass er nur das Beste für seinen Vierbeiner will. Darum sollte man überprüfen, wie der Trainer arbeitet. Stehen im Training Lob und Beziehungsarbeit im Vordergrund oder wird mit Druck und Stress gearbeitet? Physische (treten, schlagen, Verwendung von VERBOTENEN Würgehalsbändern etc.) und psychisch Gewalt (Angst-, Schreckreize, Hund überfordern, anschreien, Kettenwerfen, Scheppern, Anspritzen mit Wasser etc.) haben im Hundetraining nichts verloren, denn Gewalt beginnt da, wo Wissen endet. Womit wir wieder beim obigen Punkt wären.
Meist erkennt man bereits am Umgang mit dem eigenen Hund mit welchen Hundetrainer man rechnen kann. Wird der Hund am Kettenhalsband herumgewirbelt, angeschrien und/oder an der Leine wild herumgeruckt? Und bekommt man dann als Erklärung auch noch zu hören, dass der Hund ja auch nicht gerade rücksichtsvoll wäre und es böse enden wird, wenn man dem Hund nicht zeigt, wer der Rudelführer ist? Dann liegt die letzte Fortbildung mit Sicherheit bereits lange Zeit zurück.
Ein guter Hundetrainer arbeitet mit positiver Verstärkung und nimmt Abstand von Angst- und Schreckreizen. Die Gefühle und das Wohlergehen von Mensch und Hund stehen im Vordergrund. Schlechte Trainer sehen das Zusammenleben mit Hund als ständigen Kampf. Oft werden wildeste Theorien aufgestellt, die das Unterdrücken, Einschüchtern und Maßregeln des Tieres legitimieren sollen. Empathie wird hier vergebens gesucht. Oftmals wird dem eh schon verzweifelten Besitzer auch noch ausgemalt, welche dramatischen Auswirkungen es haben könne, wenn man nicht hart durchgreift. Sollte man an so einen Hundetrainer geraten, ist es besser, das Weite zu suchen.
Trainingsaufbau
Ein guter Hundetrainer achtet auf ein strukturiertes Training. Er nimmt sich Zeit das Mensch-Hund-Team kennen zu lernen (v.a., wenn es um sogenannte Problemhundetraining geht) und arbeitet einen Trainingsplan für das Team aus. Das Training wird dabei in schaffbare Treilschritte zerlegt, damit nicht nur der Hund, sondern auch der Hundehalter zum Erfolg kommen. Erfolg ist der erste Schritt zur Verhaltensänderung. Wer das Gefühl hat erfolgreich zu sein, der ist auch motiviert seine Leistung zu steigern. Das gilt sowohl für Hunde als auch Menschen. Wer hingegen andauernd scheitert, wird schnell frustriert. Die Motivation hält sich in Grenzen und ob ein frustrierter Hund das gewünschte Verhalten zeigen wird, ist ebenfalls eher fraglich.
Ein guter Trainer wird ebenfalls auf genügend Erholungsphasen zwischen den Übungen achten. Ein Hund ist nicht in der Lage, stundenlang Übungen zu wiederholen. Gut strukturierte, eher kurze Trainingseinheiten führen daher viel eher zum Ziel, als eine schlampig aufgebaute, zu lange Trainingseinheit.
Jeder Hund und auch jeder Mensch, hat seine Eigenheiten, die er auch haben DARF! Ein guter Hundetrainer wird darauf eingehen und das Training demensprechend auslegen. Ziel ist es Hund und Halter zu motivieren. Leider gibt es auch Hundetrainer, die aus der „Unfähigkeit“ des Hundeführers keinen Hehl machen. Da kann es durchaus passieren, dass man vor versammelter Mannschaft als „Trottel“ beschimpft wird. Geht man am Ende des Tages komplett demotiviert und frustriert vom Hundeplatz, sollte man sich überlegen, ob man wirklich beim richtigen Hundetrainer gelandet ist.
Was man sich fragen sollte:
“Fühl ich mich beim Training wohl und fühle ich mich gut behandelt?”
“Wenn ich mein Hund wäre, würde ich mich bei diesem Trainer/mit diesen Trainingsmethoden wohlfühlen?”
“Zielt das Training darauf ab, unerwünschtes Verhalten gar nicht erst aufkommen zu lassen, anstatt es zu bestrafen/zu korrigieren?”
“Wird erwünschtes Verhalten aktiv belohnt?”
“Ist die Art und Weise wie trainiert wird der freundlichste Weg, das Ziel zu erreichen?”
Wenn du diese Fragen mit „Ja“ beantworten kannst, dann hast du mit hoher Wahrscheinlichkeit einen guten, seriösen Hundetrainer gefunden.