Hundezüchter ist nicht gleich Hundezüchter
Der Haustiersektor ist ein riesiger Markt auf dem sich auch einige schwarze Schafe tummeln. In Österreich kann sich im Prinzip jeder „Züchter“ nennen, da es keine besonderen Befähigungen bedarf. Jeder Besitzer von intakten Hunden kann diese also verpaaren und somit Welpen „produzieren“. Um als zukünftiger Welpenbesitzer nicht an einen Vermehrer oder die Welpenmafia zu geraten, sollte man bei der Wahl des richtigen Züchters einige Punkte beachten.
Bewerbungsprozess
Ein seriöser Züchter ist darauf bedacht, seine Welpen in gute Hände zu geben. Daher ist der Züchter sehr an den zukünftigen Besitzern interessiert und stellt viele Fragen z.B. über die Wohnsituation, den zukünftigen „Verwendungszweck“ des Hundes, sowie was passiert; wenn der Besitzer beispielsweise einmal ins Krankenhaus muss. Der Welpe wird nicht einfach als „Ware“ betrachtet; die es zu verkaufen gilt, sondern viel mehr als einen „Schatz“; um den man sich bewerben muss. Viele Züchter haben bereits vor der Wurfplanung eine Warteliste an Welpeninteressenten und lassen die Hündin auch nur bei gegebener Nachfrage decken, weshalb es sinnvoll ist, bereits VOR dem Wurf Kontakt zum Züchter aufzunehmen. Sind die Welpen erstmal da, sind Welpen eines guten, seriösen Züchters i.d.R. bereits an die Interessenten der Warteliste versprochen.
Welpenbesuche
Ein seriöser Züchter wird für einen Besuch des zukünftigen Welpenbesitzers immer offen sein. Stutzig sollte man werden, wenn Züchter den Kontakt zu den Welpen nicht zulassen und beispielsweise nur Fotos und/oder Videos der Welpen schicken. Letzteres kann auf eine Betrugsmasche hinweisen. In den meisten Fällen existieren diese Welpen nicht. Dem Welpenkäufer werden regelmäßig Bilder geschickt mit dem Versprechen, dass dieser nach Zahlungseingang den Welpen bekommt. Letztendlich bekommt man nach Überweisung weder den Welpen, noch sein Geld zurück, während die Betrüger schon über alle Berge sind.
Manchmal kann es aber auch sein, dass die Welpen unter katastrophalen Umständen großgezogen werden, weshalb ein Besuch seitens des Welpenkäufers nicht gewünscht ist.
Anmerkung: Beachte, dass Welpenbesuche bei einem seriösen Züchter erst nach ausreichendem Impfschutz möglich sind. Welpen haben noch kein ausgeprägtes Immunsystem, weshalb es gerade in den ersten Wochen vermieden werden soll, Krankheiten einzuschleppen. Welpen können ergo erst nach einem ausreichenden Impfschutz besucht werden.
Augen auf beim Parkplatzkauf!
Welpenbesitzer sollten ihren Welpen immer beim Züchter abholen (dürfen). Idealerweise hat man das Hundekind bereits im Vorfeld einige Male besucht. Welpen werden nur von Vermehrern oder der Welpenmafia auf Parkplätzen übergeben. Die Wahrscheinlichkeit hier einen seriösen Kauf getätigt zu haben, ist schwindend gering.
Gesunde Welpen
Ein guter Züchter wird seine Welpen immer gechippt und gesund an die neuen Welpenbesitzer abgeben. In der Regel sind die Welpen bereits geimpft und man erhält als Hundebesitzer noch einmal alle Infos über weitere Impfungen und notwendigen Schritte. V.a. beim Thema Impfungen sollte der Leitsatz: „Soviel wie nötig, so wenig wie möglich“ gelten.
Welpenübergabe
Es leuchtet ein, dass der Umzug ins neue zu Hause für den Welpen einen großen Stressfaktor darstellt. Durch einige Tricks lässt sich dieser jedoch etwas minimieren. Viele Züchter geben den zukünftigen Besitzern das bisher verwendete Futter mit. Dieses sind die Welpen gewohnt und der Welpenbesitzer hat Zeit den Hund langsam auf das zukünftige Futter umzustellen oder dasselbe zu besorgen. Außerdem wird oft eine Decke, die nach der gewohnten Umgebung duftet, mitgegeben.
Tipp: Es kann bereits beim ersten Welpenbesuch eine mitgebrachte Decke beim Züchter hinterlassen werden. So kann sich der Welpe an den Geruch des neuen Besitzers gewöhnen und beim Umzug die Decke, die dann nach dem Züchter riecht, wieder mitgenommen werden.
Der Züchter kennt seine Hunde…
…und auch seine Welpen. Seriöse Züchter beobachten ihre Schützlinge ganz genau und können auch Verhaltensunterschieden zwischen den Welpen feststellen. Bei der Vergabe der Welpen ist der Züchter bedacht, dass die Charaktereigenschaften des Welpen auch zum zukünftigen Besitzer und dessen Ansprüche passen. Kann der Züchter nichts zu den Eigenschaften und dem Charakter der Welpen berichten, sollten die Alarmglocken klingeln.
Die Elterntiere kennenlernen
Als zukünftiger Welpenbesitzer macht es durchaus Sinn auch die Elterntiere kennen zu lernen. So kann man erahnen, wohin die Reise gehen wird. Nicht immer ist der Vater auch vor Ort (viele Züchter nehmen sogar sehr weite Strecken auf sich, um die Hündin decken zu lassen). Sollte das der Fall sein, kann man beim Züchter ruhig einmal nachhaken, warum er sich genau für diesen Rüden entschieden hat. Auf jeden Fall sollte die Mutterhündin vor Ort sein. Sollte das nicht der Fall sein oder Züchter die Mutterhündin nicht zeigen wollen, ist Vorsicht geboten.
Anmerkung: nicht immer finden Mutterhündinnen es toll, wenn sich fremde Menschen ihren Welpen nähern. Daher kann es durchaus ratsam und seitens des Züchters auch gewünscht sein, wenn man die Mutterhündin abseits der Welpen kennenlernt.
Auswahl der Elterntiere
Für die meisten Hundebesitzer ist es wichtig, dass sie mit dem Hund problemlos durch den Alltag kommen. Demnach sollte es Ziel sein, wesensfeste und „sozialkompatible“ Welpen zu züchten. Dabei spielt die Auswahl der Elterntiere eine wichtige Rolle, da auch einige Charaktereigenschaften der Elterntiere vererbet werden können. Hunde die Angst oder Aggressionsverhalten zeigen, sollte daher von der Zucht ausgeschlossen werden.
Auch das Thema „Inzucht“ taucht bei Rassehunden immer wieder sehr prominent auf, wobei seriöse Züchter sehr darauf achten eine genetische Vielfalt zu fördern und Inzucht; und die damit einhergehenden Erbkrankheiten zu vermeiden. Es gibt allerdings Rassen, bei denen eine Vermeidung der Inzucht bereits unmöglich ist, da der Genpool der Rassepopulation bereits zu gering ist. Solche Rassen sollte man am besten meiden. Viele Züchter veröffentlichen auf ihrer Website die Stammbäume der Elterntiere. Hier kann man als zukünftiger Welpenbesitzer bereits abgleichen, ob gemeinsame Vorfahren vorhanden sind. Sollten die Stammbäume nicht öffentlich ersichtlich sein, sollte man den Züchter bitten, diese vorzulegen.
Gesundheitsuntersuchungen
Leider sind Rassehunde oft von (Erb-)Krankheiten betroffen. Durch Gesundheitsuntersuchungen wie z.B. Gentests und einer überlegten Auswahl der Elterntiere, können ein Großteil der Erbkrankheiten jedoch im Vorfeld vermieden werden. Dabei ist seitens des Züchters ein großes Wissen über Genetik erforderlich.
Viele Züchter züchten unter einem Zuchtverband. Dieser definiert nicht nur, wie eine Rasse auszusehen hat, sondern gibt auch vor, welche Gesundheitszeugnisse erbracht werden müssen. Erst wenn ein Hund alle benötigten Ergebnisse erbracht hat, wird er zur Zucht zugelassen. Auch wenn ein Zuchtverband gewisse Mindeststandards vorgibt, bleibt in vielen Fällen dennoch genug Platz für sogenannte Qualzüchtungen. Besonders gute Züchter erbringen deshalb meist mehr, als nur die vorgeschriebenen Gesundheitszeugnisse. Ein Vergleich mit den vom Zuchtverband vorgegeneben Untersuchungen mit den tatsächlich durchgeführten Untersuchungen, kann für den zukünftigen Hundehalter durchaus nützlich sein, um sich ein Bild zu machen.
ACHTUNG: Oft werden Zuchthunde mit „Champion“ oder „Multi-Champion“ betitelt. Leider geben diese Titel keine Auskunft darüber, wie gesund der Hund ist.
Unglücklicherweise garantiert die Zugehörigkeit eines Zuchtvereins nicht immer, wesensfeste und gesunde Welpen hervor zu bringen, jedoch sind gewissen Mindeststandards gegeben, die außerhalb eines Zuchtvereines komplett fehlen. Schwarze Schafe, sowie exzellente Züchter finden man jedoch sowohl in- als auch außerhalb von Zuchtvereinen. Eine Pauschalisierung kann hier also nicht getroffen werden.
Der Hündin zuliebe…
…achten tierschutzkonforme Züchter darauf, dass Hündinnen maximal alle zwei Jahre gedeckt werden. Das Austragen der Welpen, die Geburt, sowie die Aufzucht der Welpen verlangt einer Hündin viel Energie ab. In einigen Zuchtvereinen ist deshalb sogar geregelt, dass eine Hündin max. alle zwei Jahre gedeckt werden darf. Als zukünftiger Welpenbesitzer kann man beispielsweise auf der Website des Züchters recherchieren, wann und wie oft der Züchter seine Hündinnen decken lässt.
Außerdem ist es ratsam, die Hündin erst ab zwei Jahren das erste Mal decken zu lassen. Mit sieben Jahren sollte sie wieder aus der Zucht genommen werden und in Pension gehen dürfen. Die Hunde eines seriösen Züchters sind Familienmitglieder, die natürlich auch ihre Rente beim Züchter verbringen und alt werden dürfen.
Wenn man sich vor Augen hält, dass eine Hündin demnach an die 5 Jahre aktiv in der Zucht eingesetzt werden kann und in einem 2 Jahres-Rhythmus ca. 3- bis 4-mal wirft, wird klar, dass eine seriöse, tierschutzkonforme Zucht meist reine Liebhaberei ist und keine großen Umsätze generiert werden. Für einen seriösen Züchter spielt Geld eine untergeordnete Rolle, wobei die Leistung eines guten Züchters durchaus auch finanziell honoriert werden dürfte.
Die Anzahl an Deckrüden als Qualitätsmerkmal
Ein seriöser Züchter wird bemüht sein, für seine Hündinnen verschiedenste Deckrüden zu wählen. Immer wieder denselben Deckrüden zu wählen führt nicht nur zu genetischen Engpässen; die sich negativ auf die Rasse auswirken, sondern im schlimmsten Fall auch zu einer Verbreitung verschiedenster Krankheiten. Dieser sogenannten „popular sire effect“ sollte unbedingt vermieden werden.
Sozialisierung
„Was Hänschen nicht lernt, …“. Welpen sind sehr aufnahmefähig und nehmen, sofern sie nicht überfordert werden, sehr viel als selbstverständlich. Die Sozialisierungsphase ist die wichtigste Phase, einen Welpen auf diverseste Reize positiv heranzuführen. So gewöhnt ein guter Züchter seine Welpen bereits an verschiedene Untergründe, Personen, Geräusche, Hunde, etc. Dadurch kann gewährleistet werden, dass der Welpe als erwachsener Hund irgendwann umweltsicher den Alltag bestreitet. Dieser Punkt lässt sich für den zukünftigen Welpenbesitzer nicht immer ganz leicht überprüfen, jedoch sollte man beim Züchter ein sauberes, abwechslungsreiches und gepflegtes Umfeld vorfinden.
Fazit
Ein guter und seriöser Züchter …
- kennt sich nicht nur in der Genetik aus,
- betreibt Ahnenforschung,
- hegt ein Netzwerk zu anderen Züchtern und Deckrüdenbesitzern,
- nimmt z.T. weite Strecken auf sich; um die Hündin decken zu lassen,
- studiert akribisch welche Elterntiere für den nächsten Wurf genetisch und charakterlich gut zusammenpassen würden,
- erbringt viele Gesundheitszeugnisse,
- betreut die Eltern- und Jungtiere medizinisch,
- betreibt einen hohen finanziellen und zeitlichen Aufwand; um die Qualität zu sichern,
- sorgt für eine gute Sozialisierung der Welpen,
- verpflegt die pensionierten Zuchttiere bis ins hohe Alter,
- führt viele aufklärende Gespräche mit Welpeninteressenten,
sondern steht auch nach der Welpenübergabe für die Welpenbesitzer mit Rat und Tat zur Seite und Vieles, Vieles mehr. Punkte, die man bei Vermehrern und der Welpenmafia, bei denen Geld und Umsatz im Vordergrund stehen, vergeblich sucht. Demnach sollte auch klar sein, warum ein Hund aus einer seriösen Zucht ein Vielfaches mehr kostet. Nicht die Papiere sind es, die den Hund „teuer“ machen, sondern der Aufwand, der dahintersteckt.
Sollte man Angeboten bekommen, einen Rassehund günstiger zu bekommen, wenn man auf Papiere verzichtet, sollte man sofort das Weite suchen und dieses der Tierschutzombudsstelle melden.