Giftige (Lebens-)Mittel für Hunde

Hund vergiftet!

Leider hört man es v.a. in Städten immer öfter: “Hund wegen Giftköder gestorben”. Dabei sind die meisten Giftvorfälle bei Hunden selbst verschuldet und passieren in den eigenen vier Wänden. Dabei möchte ich die Gefahr, der vorsätzlich gelegten Gifköder gar nicht schmälern. Es gibt psychisch kranke Personen, die nicht darüber nachdenken, welchen Schaden sie verursachen, wenn sie Giftköder legen. Denn nicht nur Hunde sondern auch andere Tiere und v.a. Kinder können damit in Gefahr gebracht werden. Darüber dürften sich die Gifköderleger überhaupt keine Gedanken manchen. Sollte hier einer dieser Giftler mitlesen: es ist tierschutzrechtlich verboten und kann (sollten durch diese Handlung tatsächlich Menschen verletzt werden) zu hohen Strafen wegen Körperverletzung oder sogar fahrlässiger Tötung führen!

Um Hunde vor Giftködern zu schützen, kann man ihnen antrainieren, Sachen auf Kommando auszuspucken oder gleich liegen zu lassen, sowie Fressbares anzuzeigen. Wie das geht, könnt ihr gerne in unserem Giftköder-Minikurs lernen. Leider sind die meistern Vergiftungen jedoch selbstverschuldet, da Hunde Dinge fressen, die sie eigentlich nicht fressen sollten. Darum erhältst du hier eine Liste der für Hunde giftigen (Lebens-)Mittel, sowie ein paar Tipps und Tricks, die du im  Notfall anwenden kannst.

Bild: ©Lili Chin: https://www.doggiedrawings.net/

Allgemeines zu Gift

Wie richtigerweise Paracelsus bereits sagte: “Die Dosis macht das Gift”. Bevor man sich also unnötig große Sorgen macht, sollte man sich immer fragen:

  1. Wie schwer ist mein Hund
  2. Wie viel hat er von was gefressen

Denn, ein großer schwerer Hund muss von einem Gift schon mehr fressen, um daran zu sterben, als ein kleiner. Übrigens, wusstest du, dass auch stinknomales Wasser giftig ist? Nämlich dann, wenn man mehrere Liter auf einmal davon trinkt. Ja genau, die Dosis ist es, die das Gift macht.

So ist der Verzehr des Fruchtfleisches meist überhaupt kein Thema und meist unbedenklich. Sollte der Hund den Kern fressen, ist ein Tierarztbesuch nicht verkehrt.

Alkohol

Ich denke wir sind uns einig, dass wir unseren Vierbeinern keinen Alkohol zu trinken geben. Trotzdem kann es u.U. vorkommen, dass Hunde unbeabsichtigt Alkohol trinken. Bereits bei Versuchen an Ratten und Affen konnte man feststellen, dass diese mit Alkohol versetztes Wasser bzw. überreife Früchte (die ja auch Alkohol beinhalten) normalem Wasser bzw. normalen Früchten vorziehen. Leider fehlt unseren Hunden, wie auch vielen Tieren und auch einigen Menschen das Enzym, um Alkohol abzubauen. In großen Mengen führt Alkohol deshalb zum Tod.

Avocado

In der Avocado ist der Stoff Persin der Übeltäter, der unseren Hunden nicht bekommt. Interessant zu wissen ist, dass Persin sowohl im Fruchtfleisch als auch im Kern (und in der Schale) vorhanden ist, jedoch die Konzentrierung im Kern um einiges höher ist. So ist der Verzehr des Fruchtfleisches meist überhaupt kein Thema und meist unbedenklich. Sollte der Hund den Kern fressen, kann dies jedoch zu Durchfall und Erbrechen führen.

Rosinen/Weintrauben

Rosinen und Weintrauben können ein Nierenversagen beim Hund auslösen, wobei nicht alle Hunde gleich reagieren. Es gibt Hunde, die fressen eine einzige Weintraube/Rosine und sterben, während andere Hunde Weintrauben/Rosinen in großen Mengen fressen und gar nichts passiert. Warum genau, ist nicht bekannt. Vermutlich steckt eine genetische Disposition dahinter.

Gekochte Knochen

Gekochte Knochen können splittern und Darmverletzungen verursachen. Darum sollten Knochen z.B. für die Zahnreinigung im Idealfall roh verfütter werden.

Wal- & Macadamianüsse

Macadamianüsse sind tatsächlich giftig und können zu einen Nerven- wie auch zu einem Muskelschaden führen. Walnüsse hingegen, kann man ohne Probleme füttern, wobei man im Herbst auf die grüne/später schwarze Schale der Walnuss aufpassen muss. Viele Hunde spielen damit, kauen darauf herum oder verschlucken tatsächlich das rohe Fruchtfleisch der Walnuss. Wer schon mal seine Hände nach dem Nussen klauben abgeschmeckt hat, weiß wie bitter die grünen Schalen sind. Ein bitterer Geschmack ist übrigens auch immer ein Indiz dafür, dass Stoffe giftig oder nicht bekömmlich sind. Darum besitzen wir Menschen auf der Zunge auch, um ein Vielfaches mehr Bitterrezeptoren als z.B. Rezeptoren für Süßes oder Salziges. Die Bitterrezeptoren sorgen dafür, dass wir bitter schmeckende Stoffe nicht schlucken und sichern somit unser Überleben. Natürlich sind nicht alle bitteren Lebensmittel gifig (z.B. Grapefruit), aber lieber einmal zu oft bitter als einmal zu wenig.

Zwiebel/Knoblauch

Auch hier heißt es: “die Dosis macht das Gift”. Knoblauch wirkt als gutes Anti-Parasitenmittel gegen Würmer, Zecken und Co. Man muss schon sehr viel Knoblauch/Zwiebel verfüttern, damit der Hund daran stirbt (bei einem 30 kg Hund wären die toxische Dosis ungefähr 350 Zehen Knoblauch in der Woche. Aber wer macht das bitte?). Sollte man diese Dosis aber tatsächlich verfüttern, würde das in Zwiebelgewächsen vorkommende Allicin die roten Blutkörperchen zerstören. Es kommt zur Anämie.

Milchprodukte

Ähnlich wie bei Alkohol können Tiere und auch viele Menschen im erwachsenen Alter keine Milch mehr verdauen. Das ist ganz natürlich, denn kein erwachsenes Tier trinkt Milch! Das wir westlichen Menschen Milch vertragen, liegt an einem Gen-Defekt, der dafür sorgt, dass wir Erwachsene immer noch Lactase, also das Enzym um Laktose (= Milchzucker) zu verdauen, ausschütten. Normalerweise wird im Alter dieses Enzym nicht mehr produziert. Darum vertragen z.B. viele Asiaten oder Ureinwohner auch keine Milch.

So gut Milch für Säugling auch ist, so ungeeignet kann sie für erwachsene Hunde sein. Denn die meisten Hunde bekommen davon Durchfall. Sollte dein Hund also einmal an Verstopfung leiden, darfst du ihm gerne eine Portion Milch (am besten eine unbehandelte) anbieten. Das Problem erledigt sich dann meist von selbst.

Pilze

Da es unzählige Pilze auf der Welt gibt, wäre es unmöglich hier alle aufzuzählen, die giftig sind. Natürlich gibt es auch ganz viele Pilzarten, die nicht giftig, sondern sogar wohlbekömmlich sind. Es gibt sogar Vitalpilze, die bei Krankheiten eingesetzt werden können. V.a. in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) finden diese oft Anwendung. Sollte ein Hund tatsächlich einen unbekannten/giftigen Pilz im Wald fressen, ist es am besten, diesen Pilz (z.B. in einem Kotbeutel) mitzunehmen, damit man beim Tierarztbesuch gleich weiß, worum es sich handelt.

Fettiges Essen

Fettiges Essen ist jetzt zwar nicht per se giftig, aber kann im in großen Mengen und laufe der Zeit zu wirklich gesundheitlichen Schäden führen. Nicht nur wirkt sich das in Fettpölsterchen angesammelte Fett, auf Grund des Gewichtes auf die Gelenke des Hundes aus, sondern es belastet auch die Bauchspeicheldrüse (=Pankreas), die für die Fettverdauung zuständig ist. Nicht selten kann es dabei zu einer Pankreatitis kommen. Darum: zu viel fettiges Futter bitte reduzieren!

Koffein

Koffein kann zu Durchfall und Erbrechen, und in hohen Mengen auch zu Herzproblemen, sowie Probleme im Nervensystem führen. Sollte dein Hund jedoch einmal ein Kaffeeböhnchen erwischen, ist das i.d.R. bedenkenlos.

Schokolade

Neben Koffein vertragen Hunde auch keinen Kakao. Dieser ist giftig für das Herz und Nervensystem und kann in hohen Dosen tatsächlich zum Tod führen. Also ja, Schokolade (in der auch Kakao ist,) ist giftig. Sollte dein Hund jedoch den Schoko-Osterhasen fressen, ist das in den meisten Fällen glücklicherweise folgenlos. Wirklich bedenklich sind nämich Schoko-Tafeln mit hohem Kakao-Anteil. Also Kochschokolade oder Bitterschokolade bzw. Schokolade in großen Mengen. Milchschokolade (weiße Schokolade hat übrigens keinen Kakaoanteil und ist somit “harmlos”, nur viel Zucker ist eben darin enthalten) ist also meist harmlos, aber auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. Ein Bernhardiner, der eine Rippe Kochschokolade frisst, wird keine Symptome zeigen, ein Chihuahua hingegen vielleicht schon.

Medikamente

 Ich denke man muss nicht extra betonen, dass Medikamente, die für den Menschen gedacht sind, nicht in den Hundekörper sollten. NEIN auch Aspirin hat im Hund nichts verloren, auch nicht wenn er Schmerzen hat. Acetylsalicylsäure (der Fachbegriff für Aspirin) ist für Hunde nämlich giftig und kann zu Organschäden führen. Ebenso können andere Medikamente zu Leber-, Nierenversagen und sonstigen Organschäden führen.

Xylit

In letzter Zeit ist Xylit, also Birkenzucker immer mehr in die heimischen Küchen, als Zuckerersatz gewandert. Xylit kommt aber auch in Kaugummi, Zahnpasta und Co vor. Sollte euer Hund Xylit, also Birkenzucker fressen, solltet ihr als erste Hilfe Maßnahme sofort die gleiche Menge Traubenzucker nachfüttern. Xylit gaukelt dem Körper vor, dass er Zucker zu sich genommen hat. Der Körper kann mit Xylit (als Zucker) aber nichts anfangen. Die Folge: Es kommt zu einer Insulinausschüttung (obwohl kein Zucker vorhanden ist), wodurch der Blutzucker sinkt. Es folgt ein Unterzucker, der bis zum Schock/Koma/Tod führen kann.

Gefrierschutzmittel/Schneckenkorn

Bitte pass auf, wenn du Gefrierschutzmittel oder Schneckenkorn daheim hast. Beides ist für den Hund hochgiftig und kann zum Tod führen. Leider kommt es immer wieder zu Fällen, wo Hunde dieses Zeug fressen. Warum? Weil es süß schmeckt!

Giftige Pflanzen

Es wäre jetzt zum Mäusemelken, wenn ich alle giftige Pflanzen nennen würde, daher empfiehlt es sich, die eigenen Zimmerpflanzen und Pflanzen, die man im Garten hat, genauer unter die Lupe zu nehmen und diese zu Googeln. Meist sind die Pflanzen, die für Hunde giftig sind, ebenso für Menschen giftig. Hat man einen Hund, der gerne alles anbeißt, sollte man diverse Zimmerpflanzen ergo außer Reichweite bringen. Was mir immer wieder auffällt sind Hunde, die Eiben-Beeren fressen. Die Eibe ist eine beliebte Heckenpflanze. Die Beeren, oder besser der Kern darin, ist hochgiftig. Meist passiert zum Glück gar nichts, wenn der Hund die Beeren frisst. Solange der Kern unbeschadet ist, geht der durch den Magen-Darm-Trakt 1:1 durch. Blöd ist es nur, wenn der Hund den Kern anbeißt.

Erste Hilfe Tipps

Was du auf jeden Fall daheim haben solltest: Kohletabletten. Diese binden Giftstoffe und scheiden sie aus (Achtung: der Kot ist danach schwarz, also nicht wundern). Bei Vergiftungs-Verdacht könnt ihr auf jeden Fall Kohletabletten geben, am besten gleich 10-15 Stück (da braucht man nicht sparen). Im Anschluss sollte man natürlich gleich zum Tierarzt gehen.

Noch ein Tipp: Sollte euer Hund irgendeinen (ungiftigen) Fremdkörper erwischt haben: Sauerkraut “schmiert” gut und sorgt in den meisten Fällen dafür, dass der Fremdkörper wieder ausgeschieden wird. Aber auch hier empfiehlt sich im Zweifelsfall der Gang zum Tierarzt. V.a. das gelbe Teil der Ü-Eier, und (Ross)Kastanien können immer mal wieder zu Problemen und zum Darmverschluss führen.

Schlussworte

Ich hoffe du konntest einiges mitnehmen und deinen Vierbeiner vor etwaigen, zukünftigen Vergiftungen bewahren.Wenn du willst, dass auch andere Hunde davor bewahrt werden, dann teile diesen Beitrag bitte, damit noch mehr Hundebesitzer informiert werden.

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Autor - Renate Ploder

Renate ist studierte Verhaltensbiologin, akademisch geprüfte Kynologin, sowie tierschutzqualifizierte Hundetrainerin. Mit ihrem Wissen hilft sie Hundehalter im Umgang mit ihrem Hund weiter. Eine positive und tierschutzkonforme Herangehensweise ist ihr dabei besonders wichtig.

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